Fritz Wartenweiler

Hallo, lieber Besucher!

Es freut mich, dass Sie sich für meine Person interessieren. Darf ich mich vorstellen: Fritz Wartenweiler. Man sagt, ich sei der Begründer der Erwachsenenbildung in der Schweiz, einer Ausbildung, die heute selbstverständlich und alltäglich ist.

Nikolai Frederik Severin Grundtvig (1783-1872) war ein großes Vorbild für mich. Er motivierte mich bei uns gleiches zu tun. 1913 schrieb ich eine Dissertation über ihn und gründete 1919 an der Staubeggstrasse in Frauenfeld das erste Volksbildungsheim der Schweiz.

Besonders freut es mich, dass nach genau einhundert Jahren die einstige Volkshochschule Frauenfeld wieder zum Leben erweckt wurde, dem Ort, wo alles angefangen hat.

Diese Webseite soll nicht nur dazu dienen über mich zu lesen, vielmehr soll sie mit Ihrer Hilfe leben und ständig mit Informationen ergänzt werden. Es gibt heute noch viele Personen, die mir begegnet sind, Freunde, Bekannte oder sogar solche, die ich noch unterrichtete und etwas über mich zu berichten hätten. Es würde mich freuen, wenn sie mir Ihre Erlebnisse, Begegnungen oder andere Informationen schreiben und zustellen könnten. Über Bildmaterial freue ich mich ganz besonders.

Ich wünsche Ihnen nun viel Freude beim Erforschen meiner Person auf den verschiedenen Webseiten oder gleich unten und danke Ihnen für Ihre Zeit und Ihr Interesse.

 

Über mich

Bevor Sie sich in die weiten Tiefen des Internets begehen (das hat es zu meiner Zeit noch gar nicht gegeben), werde ich Ihnen einen kurzen Ablauf meines Lebens und Wirkens geben.

Am 20. August 1889 wurde ich in Kradolf im Kanton Thurgau als Friedrich Georg, kurz Fritz Wartenweiler geboren. Mein Vater hiess Eduard und meine Mutter Hermine geborene Kreis. Von 1896 bis 1900 lebte ich bei Verwandten in Asperüti, einem schönen Weiler in Neukirch an der Thur.

Nach meinem Gymnasialabschluss an der Kantonsschule in Frauenfeld, studierte ich in Berlin, Kopenhagen und Zürich. Während meines Studiums in Kopenhagen war ich auch Hilfslehrer an der Heimvolkshochschule Ryslinge Folkehøjskole auf der dänischen Insel Fünen. Es war die zweite Volkshochschule der Welt, gegründet 1851 von Nikolai Frederik Severin Grundtvig. Dieser Mann und seine Arbeit bewegten mich bei meinem Studium in Zürich eine Dissertation (betreut durch Willy Freitag) unter folgendem Titel zu schreiben:

«Ein nordischer Volkserzieher; Die Entwicklung N. F. S. Grundtvigs zum Vater der Volkshochschule»

Mit dieser Arbeit erlang ich den Doktor phil. I, Pädagogik und arbeitete danach als Lehrer und Seminardirektor.

Schon früh, im Alter von 23 Jahren heiratete ich Elsa (Elisabeth) Hafter (1880-1968), die jüngere Schwester der bekannten Thurgauer Kunstmalerin Martha Hafter (1873-1951).

Die Erwachsenenbildung faszinierte mich und so gründete ich nach dem Vorbild von N. F. S. Grundtvig das erste Volksbildungsheim der Schweiz im Haus Nussbaum an der Staubeggstrasse in Frauenfeld. Weitere folgten wie auch 1935 in Herzberg im Aargau.

Bei beiden Weltkriegen leistete ich Aktivdienst. Während des Zweiten Weltkriegs hielt ich für die Sektion Heer und Haus der Schweizer Armee Vorträge zur Geistigen Landesverteidigung.

„Es gibt nichts Wichtigeres als die Erhaltung des Friedens“!

Die Erhaltung des Friedens für mich als Pazifist ist das höchste Ziel und sich dafür einzusetzen, eine Selbstverständlichkeit. Wir sind Menschen, die die Möglichkeit haben ein Leben lang lernen zu können und auch die Fähigkeit besitzen, das Leben mit all seinen Facetten zu akzeptieren und mit den verschiedenen Wechselwirkungen umzugehen.

Die Tätigkeiten als Volksaufklärer, Volkserzieher und Pädagogen, bzw. Schriftsteller und Jugendbuchautor haben mir geholfen, meine Ideen weiterzugeben und vorzuleben, um dem gemeinsamen Ziel entgegenzuwandern: «leben zu lernen» und aus dem geschäftigen Alltag den Weg ins Erhabene zu suchen.

Um dies zu erreichen, reiste ich oft monatelang von Vortrag zu Vortrag quer durch die Schweiz. Dadurch wurde ich bekannt als der „Mann mit dem Rucksack“.

Ich setzte mich auch mit den internationalen Organisationen der FAO, der WHO und der UNESCO auseinander. 1955 wurde ich ins Patronatskomitee des neu gegründeten «Schweizerischen Hilfswerks für außereuropäische Gebiete» (SHAG), der späteren Helvetas gerufen.

Nach einem reicherfüllten Leben verbrachte ich die letzten Lebensjahre im Altersheim in Frauenfeld, wo ich am 20. Juli 1985 verstarb. 

Mein Lebensmotto:

« Freu di »


Meine Bildergalerie


Begegnungen

Albert Bargetzi
Präsident Volkshochschule Frauenfeld

Ich erinnere mich noch gut an Fritz Wartenweiler. Es waren die Jahre in meiner Jugend. Damals besuchten wir mehr oder weniger freiwillig jeden Sonntagmorgen die Kinderlehre in einer der Protestantischen Kirchen in Frauenfeld als Vorbereitung auf die Konfirmation. Normalerweise waren für diesen Unterricht die Pfarrer (Pfarrerinnen gab es zu dieser Zeit nur wenige) der Gemeinde zuständig. Manchmal sprangen aber auch andere Lehrpersonen ein, wie Fritz Wartenweiler, der damals schon um die 80 Jahre alt war. Die Aufmerksamkeit der teilnehmenden jungen Personen hielt sich normalerweise in Grenzen, es wurde viel geschwatzt oder man war anderweitig abgelenkt. Wer aber glaubte, dass Fritz Wartenweiler, eine eher schmächtige, dafür umso drahtigere und energische Person dies nicht bemerkte oder gar durchgehen liess, lag völlig falsch. Er intervenierte sofort und lautstark, ja er konnte geradezu toben, dass die Balken krachten. Kein Zweifel, wir jungen Leute respektierten diesen alten Mann und folgten ohne Widerrede seiner Aufforderung aufmerksam zu sein.

Da an jedem Sonntag, als Beweis für die Teilnahme am Unterricht, ein Bestätigungs-Zettelchen abgegeben werden musste und manchmal andere Absichten dies nicht zuliessen, kannten wir Möglichkeiten, dass dieses Zettelchen trotzdem den Weg in den Sammelbehälter des Pfarrers finden würde. Somit hatte man trotz Abwesenheit keine Absenz. Nicht so bei Fritz Wartenweiler, betrügen war unmöglich. Er hatte ein wachsames Auge und wehe dem, der es versuchte.

Eine weitere Erinnerung hatte ich zu einem späteren Zeitpunkt. Während meines Studiums wohnte ich gleich neben dem Haus Nussbaum, dem Wohnsitz von Fritz Wartenweiler. Er war also mein Nachbar und als solchen habe ich ihn manchmal angetroffen, allerdings war er oft in Eile. Seine typische Bekleidung waren Sandalen, kurze Hosen, beiges Kurzarmhemd und Rucksack. Er war eher klein, aber zäh. Seine Kondition war auch im hohen Alter sehr sportlich. Kein Gramm Fett, dafür Sehnen und Muskeln. So war es ihm möglich, sich strammen Schrittes durch die ganze Schweiz zu bewegen.

Als mich Prof. Dr. Heribert Küng anfragte, ob ich bereit wäre eine Volkshochschule aufzubauen, winkte ich zuerst ab. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich keinen Bezug zu einer solchen Institution. Also suchte ich im Web nach Informationen und fand schnell die beiden Akteure Nikolai Frederik Severin Grundtvig und Fritz Wartenweiler. Da wurde mir klar, dass es eine Ehre wäre, bei einem solchen Projekt mitzuarbeiten, weil ich Fritz Wartenweiler bereits in jungen Jahren kennengelernt hatte.

Die Volkshochschule Frauenfeld existiert seit 2016 wieder sehr erfolgreich. Seit 2019, also genau 100 Jahre nach der Gründung des ersten Volksbildungsheim der Schweiz in Frauenfeld, ist sie als Verein neu organisiert. Dass dies möglich wurde, darf Fritz Wartenweiler als persönlicher Motivator verdankt werden.


Ralph Osterwalder
Mitinitiant Volkshochschule Frauenfeld

Die Bekanntschaft mit Fritz Wartenweiler ergab sich während meiner Sekundarschulzeit in der Neuen Schule Frauenfeld Ende 1980. Er besuchte uns im Religionsunterricht, und ich kann mich noch gut erinnern, wie er auf sehr eindrückliche Weise aus seinem Leben erzählte. Der Anlass kam auf Initiative unseres damaligen Religionslehrers, Herrn Kaplan Alfred Heuberger, zustande.

Fritz Wartenweiler faszinierte als Person allein durch seine Präsenz, und dies brachte ich ihm gegenüber zum Ausdruck. Kurz vor Weihnachten 1980 erhielt ich dann eine Postkarte von ihm mit guten Wünschen zu den Festtagen. Für das neue Jahr war ein Treffen vorgesehen, wo wir uns über «Gott und die Welt» austauschen wollten. Aufgrund verschiedener Umstände, u.a infolge der trotz fortgeschrittenen Alters immer noch intensiven Reisetätigkeit von Fritz Wartenweiler, kam es leider nicht mehr dazu. Seine handgeschriebene Postkarte besitze ich bis heute und werde sie weiter in Ehren halten. Die Begegnung mit ihm wird mir für immer unvergesslich sein.