Im Gedenken an Heribert Küng
In stiller Trauer nehmen wir Abschied von Heribert Küng, ao. Prof. Dr. phil.
Er verstarb am 9. September 2025 im Alter von 85 Jahren. Als engagierter Historiker und Initiator der Volkshochschule Frauenfeld hinterlässt er eine grosse Lücke. Sein Engagement für die Bildung und seine Leidenschaft werden uns stets in Erinnerung bleiben. Unser herzliches Mitgefühl gilt seiner Familie und allen, die ihm nahestanden.
Anlässlich der Abdankung hielt Albert Bargetzi, Präsident der Volkshochschule Frauenfeld, die Trauerrede für Heribert Küng. Sie finden diese hier weiter unten.
Hier geht's zu Heribert Küngs Festschrift "100 Jahre Erwachsenenbildung Frauenfeld".
Nachruf für Prof. Dr. phil. I Heribert Küng
Verfasser: Albert Bargetzi, Präsident Volkshochschule Frauenfeld
Ein Gelehrter, ein Gestalter, ein Mensch mit Herz und Humor, Heribert Küng, ist am 9. September 2025 verstorben. Er war Historiker aus Leidenschaft. Geschichte war für ihn etwas Lebendiges, eine Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Er studierte in Zürich und Innsbruck, unterrichtete als PD in Jekaterinburg, war Gastprofessor an der Universität Addis Abeba und einige Jahre österreichischer Honorarkonsul. Sein besonderes Interesse galt der Regional- und Lokalgeschichte. Er glaubte daran, dass sich das große Ganze immer auch im Kleinen widerspiegelt.
Er war nicht nur Forscher, er war auch ein Macher. Er wollte Dinge bewegen, gestalten, ins Leben bringen. So war er im Oktober 2009 Mitbegründer der Alfred-Ilg-Gesellschaft, zusammen mit Hans Brunschweiler und Dr. Beat Schatzmann. Dabei ging es um das Andenken an Alfred Ilg (1854–1916), einem in Frauenfeld geborenen Schweizer Ingenieur & Berater des Kaisers Menelik dem II. von Äthiopien als technischer und diplomatischer Berater, und Staatsminister.
Im Dezember 2015 war er Initiator der Volkshochschule Frauenfeld, gemeinsam mit Ralph Osterwalder. Mit großem Engagement hielt er dort die ersten Referate und half damit, die Volkshochschule bekannt zu machen. Heute ist die Volkshochschule Frauenfeld eine feste Institution, ein Ort der Bildung und Begegnung. Er verfasste auch die Schrift „100 Jahre Erwachsenenbildung in Frauenfeld“.
Heribert war in vielem ein Vermittler, zwischen Generationen, zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Wissen und Menschlichkeit. Er hat Geschichte bewahrt und selbst Geschichte geschrieben. Neben seinem Schaffen als Historiker und Denker war Heribert ein Mensch, der Gemeinschaft lebte, freundlich, zugewandt und interessiert.
Trauerrede für Prof. Dr. Heribert Küng
Liebe Familie, liebe Freunde,
liebe Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter,
wir sind heute hier versammelt, um Abschied zu nehmen von einem besonderen Menschen, von Prof. Dr. Heribert Küng.
Er war ein Gelehrter, ein Gestalter, ein Mensch mit Herz und Humor und für viele von uns: ein Freund. Heribert war Historiker aus Leidenschaft. Geschichte war für ihn etwas Lebendiges, eine Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Sein besonderes Interesse galt der Regional- und Lokalgeschichte. Er glaubte daran, dass sich das große Ganze immer auch im Kleinen widerspiegelt, in den Dörfern, in den Gemeinden, in den Menschen, die dort leben. Der Beweis dafür finden wir in seinen Publikationen. Mit seinen zahlreichen Büchern und Publikationen hat er genau das sichtbar gemacht. Er hat Geschichte erzählt – verständlich, zugänglich und mit Begeisterung.
Doch Heribert war nicht nur Forscher, er war auch ein Macher. Er wollte Dinge bewegen, gestalten, ins Leben bringen. So war er am 10. Oktober 2009 zusammen mit Hans Brunschweiler und Dr. Beat Schatzmann Mitbegründer der Alfred-Ilg-Gesellschaft. Dabei ging es um das Andenken an Alfred Ilg, der von 1854 bis 1916 lebte, einem in Frauenfeld geborenen Schweizer Ingenieur & Berater des Kaisers von Äthiopien. Als technischer und diplomatischer Berater, Vertrauensperson und Staatsminister stand er Menelik dem II zur Seite. Seine Biografie hatte Heribert bereits 1999 im Thesis Verlag als Buch verlegt!
In diesem Zusammenhang entschied sich die Alfred-Ilg Gesellschaft eine Ausstellung anlässlich des 100. Todestages von Ilg im Sommer 2016 zu planen und durchzuführen. Es war die Zeit, wo wir uns näher kennen und schätzen lernten.
Im Dezember 2015 war in der Thurgauer Zeitung zu lesen: „Frauenfeld braucht eine Volkshochschule“! Gemeinsam mit Ralf Osterwalder war er Initiator der Volkshochschule Frauenfeld. Mit großem Engagement und viel persönlichem Einsatz hielt er dort die ersten Referate und half damit, die Volkshochschule bekannt zu machen. Schritt für Schritt, Vortrag für Vortrag. Heute ist die Volkshochschule Frauenfeld eine erfolgreiche feste Institution, ein Ort der Bildung und Begegnung und ein Vermächtnis, das auch Heriberts Handschrift trägt.
Wer Heribert kannte, erinnert sich an seine Begeisterungsfähigkeit. Wenn er sprach, dann mit Leidenschaft. Ob über historische Zusammenhänge, über die Schönheit des Bündnerlands oder über den richtigen Wein zum Essen. Er tat es immer mit einem Strahlen in den Augen. Ja, Heribert liebte Wein. Nicht nur zum Genießen, sondern auch zum Verstehen. Er schrieb darüber, forschte dazu, und verband damit – wie so oft – Wissen mit Lebensfreude. Unvergessen die vielen Stunden in unserm Garten, wo wir bei Wein und Rauch die Schrift „100 Jahre Erwachsenenbildung in Frauenfeld“ verfassten.
Und er liebte die Jagd. Sie war für ihn mehr als ein Hobby – sie war Teil seines Lebensrhythmus, eine Verbindung zur Natur, zur Stille, und zu sich selbst. Besonders im Bündnerland das Dorf Malans war ihm Heimat und Zufluchtsort zugleich. Dort, zwischen Bergen, Wäldern und Geschichten, fühlte er sich wohl.
Eine seiner liebsten Anekdoten stammt aus dem Kloster Ziteil, oberhalb Savognin. Dort, habe einst ein Pater (der Name ist der Redaktion bekannt) seine Predigt gehalten, doch an diesem Wochenende nahm er, eine Peabody, eine einläufige Flinte Kaliber 16 mit und lagerte diese zwischen Messgewändern griffbereit in der Sakristei. Im kleinen Kirchenschiff hatten ein paar Dutzend Gläubige Platz genommen und die Tür stand offen. Plötzlich erblickte er einen Bären im Freien, da gab es für den Pater kein Halten mehr. Flugs war er in der Sakristei, ergriff die Flinte und zwei Patronen, ging ins Freie - kaum in Position gebracht, krachte ein Schuss. Dann kam er zurück, als wäre nichts geschehen, stellte seine Peabody wieder in die Sakristei und fuhr mit der Predigt ruhig fort. Er hatte einen Bären geschossen. Der Bischof von Chur erfuhr nie davon, aber der Bär wurde köstlich zubereitet und alle hatten ihre Freude daran.
Diese Geschichte ist in seiner Schrift „Baron de Küng“ zu finden, welche er anlässlich seines 80. Geburtstages seiner Familie gewidmet hatte und ihn selbst ein wenig widerspiegelt, mutig, unkonventionell, humorvoll und mit einem großen Herzen für das Leben. Neben seinem Schaffen als Historiker und Denker war Heribert vor allem eines: ein Mensch, der Gemeinschaft lebte. Er war freundlich, zugewandt, interessiert, dessen Gesellschaft man gerne suchte.
Er hinterlässt eine Familie, die ihm viel bedeutete, seine Frau Elisabeth und ihren gemeinsamen Sohn Thomas und aus seiner ersten Ehe stammen seine Kinder Heribert, Angelika und Andreas und seine geliebten Enkelkinder Tamina Angelica und Ronja Victoria, sowie Ava Ladina und Andrin Emilian, die ihm stets Freude und Lebenslicht waren.
Heribert war in vielem ein Vermittler zwischen Generationen, zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Wissen und Menschlichkeit. Er hat Geschichte bewahrt und selbst Geschichte geschrieben. Wenn wir heute an ihn denken, dann mit Trauer, ja – aber auch mit Dankbarkeit. Dankbarkeit für die Spuren, die er hinterlassen hat. Für die Inspiration, die er vielen von uns geschenkt hat. Und für die Erinnerungen, die uns bleiben, voller Wärme, voller Lachen, voller Leben.
Lieber Heribert, du hast geforscht, gelehrt, erzählt und vor allem: gelebt.
Du hast uns gezeigt, dass ein gutes Gespräch, ein Glas Wein, eine rauchende Zigarette oder Zigarre oder ein Spaziergang durch die Berge manchmal mehr über das Leben verraten als jedes Buch. Du hast uns bereichert als Forscher, als Freund, als Familienmensch. Und du wirst bleiben in Gedanken, in Geschichten, in Herzen.
Ruhe in Frieden, lieber Heribert. „Freu di“ würde Fritz Wartenweiler sagen!
Dein Geist – und dein Lächeln – werden uns begleiten.
Verfasser: Albert Bargetzi, Präsident Volkshochschule Frauenfeld